03 Jul 2015

Die Eurokrise am Beispiel Griechenlands

von Pan Pawlakudis

 

„Man hatte aus Angst, dass es schlimmer kommt, Griechenland das 3. Hilfspaket zugestanden“ Jean-Claude Junkers Geständnis von 22.07.2015

Frage: für wen würde es schlimmer kommen? Die griechische Bevölkerung traf das harmlos und solidarisch klingende „Hilfspaket“ mit voller Wucht! Deutschland beharrt auf Regeln, die Deutschland, seit Inkrafttreten der Mastrichtverträge ständig verletzt und seine Partner in Europa überfordert! Dasselbe Deutschland, das ein umfangreiches Hilfspaket von 57Mrd. Euro sich selbst zugestand und 450Mrd. Euro für das deutsche Finanzwesen bereitstellte, verweigert Griechenland eine Atempause, verweigert Griechenland dieselben Mittel! Die aktuelle Realitätsklitterung jedoch, mündet in Angela Merkels Statement vom 26.06.2015: „Seit Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise verfolgt Deutschland ein klares Ziel: Europa soll stärker aus der Krise hervorgehen, als es in sie hineingekommen ist. Auf diesem Wege sind wir weit vorangekommen.“

 

Kernentwicklung Industrieproduktion

Was Frau Merkel sagt stimmt nicht. Sowohl der Euroraum in Gänze, als auch Deutschland insbesondere sind aus nichts herausgekommen. Es gab einen winzigen Aufschwung, nach 2008. Seitdem stagniert Europa. Italien und Frankreich sind seit 5 Jahren gar in einer Rezession! Deutschland steht etwas besser dar, aber zu behaupten die Krise ist an uns vorbeigegangen, verweigert sich den Fakten!

Finanzexperten bestätigen sich gegenseitig, dass die meisten Krisenländer die Krise überwunden haben und Wachstum generieren; sie boomen! Kaum ein deutscher Politiker, bis auf die Linke, der nicht behauptet, dass sich Spanien und Portugal freigekämpft haben. Griechenland ist das einzige Land, das unfähig ist, sich aus der Krise zu befreien. Die Graphik widerspricht dieser ideologisch gefärbten Behauptung. Der sogenannte Aufschwung ist so marginal und innerhalb der statistischen Berechnungstoleranz, dass er morgen wieder zu Ende sein kann. Keine Reform, die diese Vokabel verdient, hat gegriffen. Ganz im Gegenteil: die Arbeitslosigkeit bleibt signifikant auf hohem Niveau, Investitionen werden eingespart, gut ausgebildete junge Menschen emigrieren! Die von der deutschen Regierung abverlangte Austeritätspolitik, gefährdet das, was sie vorgibt zu schützen!

 

Arbeitslosigkeit

Man sieht ein massives Auseinanderlaufen. Deutschlands Entwicklung, insbesondere nach der Krise, ist in der Tat ein wenig besser. Aber wenn die Arbeitslosigkeit sinkt, ohne dass sich die Konjunktur erholt, ist es eher der Abwanderung, als einer herbeigesagten Konjunktur geschuldet. Arbeitslose, die aus der Statistik fallen, sind nicht weniger arbeitslos, denn sie wandern ab (s. Spanien, Griechenland, Irland und Portugal). Dagegen steigt die Arbeitslosigkeit in Frankreich und Italien, weil Franzosen und Italiener noch nicht auswandern. Die Arbeitslosenstatistik ist eine Beschönigung der Realität!  Auch 5 Jahre nach dem sogenannten Ende der Rezession, liegt die Arbeitslosigkeit höher, als vor der Rezession. Das nennt man „katastrophale Wirtschaftspolitik“.

 

Wachstumsentwicklung insbesondere Griechenlands

Populärwissen: Griechenland ist ein katastrophales Land, das überhaupt nicht wachsen kann, völlig korrupt, mit einer irrsinnigen Bürokratie, faul und lebt auf Kosten der fleißigen Länder. Alles läuft schief in diesem Land. Das sagen uns Experten aus Politik, Medien und Wissenschaft.
Griechenland ist von 1999 bis 2008 mehr gewachsen (in absoluten Zahlen), als irgendein anderes Land in Europa! Das wird wohl an der Statistik liegen…die muss falsch sein! Die Statistik ist immer falsch, wenn sie unseren Vorurteilen widerspricht. Griechenland ist genauso gewachsen, wie Spanien, hatte aber nicht einmal eine Immobilienblase, wie die Spaniens, die als Krisengrund identifiziert werden konnte. Griechenland hat mehr in Maschinen und Ausrüstungen investiert, als ein anderes europäisches Land; nicht einmal Deutschland hat in die reale Wirtschaft prozentual so viel investiert, wie Griechenland. Erst nach 2008 ist Griechenland eingebrochen, dann aber auch richtig! Und wann genau? Erst nach dem die Beamten der Troika, nicht die besten Fachleute ihres Standes, die Regie übernommen haben!

 

 

Ökonomische Entwicklung Griechenlands nach der Troika

Erst ist Griechenland in der Krise eingebrochen, wie jedes andere Land auch. Und genau dann, als eine Erholung sichtbar wurde, wurde die Troika von Germanys Gnaden installiert. Deutschland stoppte einigermaßen die Rezession mit Konjunkturprogrammen, Kurzarbeitergeld, Investitionen und Subventionen. All das, was die Troika Griechenland verbat! Und das Ergebnis des „Gürtel enger schnallen“, der Austerität und des Streichens, des Sozialabbaus, des Privatisierungszwangs und der massivsten Lohn- und Rentenkürzungen ist ein Armageddon mitten im solidarischen und zivilisierten Europa!

Obwohl der IWF, als zentraler Teil der Troika in seinen Prognosen nachweislich falsch gelegen hat, sogar zugab, dass die Prognosen zu positiv waren (des politischen Nutzens Willen), werden noch härtere Lohnkürzungen, noch härterer Sozialabbau den Griechen abverlangt. Dem ist nicht mit dem Verstand beizukommen und der Verdacht ist kein Verdacht mehr: an Griechenland soll ein Exempel statuiert werden, auch als Abschreckung für andere Länder, sich genau zu überlegen, wen sie wählen!

 

 

Versagen der Ökonomie

Bis 1971 war die Währungswelt noch halbwegs in einer kontrollierbaren Ordnung. In der zweiten Hälfte der 1970. Jahre entwickelten sich zu viele Theorien über Währungen. Verfechter von festen oder Verfechter von flexiblen Wechselkursen widersprachen sich regelmäßig. Dazwischen entwickelte sich ein komplexes Konglomerat all dessen, was ein Ökonomietheoretiker je durchdacht hat. Und weil es, seit dem Zerfall des Bretton Woods Abkommens 1971,  keinen optimalen Währungsraum gibt, dominiert mal die eine, mal die andere Theorie. Aktuell ist es die deutsche Version, vertreten von Prof. Sinn. Raus aus dem Euro, dann wieder rein, nicht jeder, nur vergleichbare Ökonomien etc. pp.

Nach Bretton Woods, entschlossen sich manche Länder in Europa ihre Währungen an die D-Mark zu heften. Nur lag die Inflationsrate bei den meisten höher, als in Deutschland mit durchschnittlich 2%, und mussten regelmäßig ihre eigenen Währungen abwerten um nicht an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Mit dem Start der Währungsunion wurde dieses Ziel festgelegt: Inflationsrate 1,9%. Für die Währungsunion sprachen ökonomische Gründe, keine politischen. Nach Zerfall des Bretton Woods Abkommens, dem der US$ als Leitwährung diente, musste eine neue Bindung her. Die D-Mark und die deutsche Geldpolitik boten sich an. Vernünftig war das nur für eine kurze Zeit, denn Deutschland machte Geldpolitik für Deutschland und nicht für Europa. Da sich die übrigen Euroländer anschließend an Deutschland orientierten, kopierten sie die Geldpolitik Deutschlands, ohne zu erkennen, dass sie Geldpolitik FÜR Deutschland machten!

Nur, wie hält man eine Inflationsrate von 2% p.a. aufrecht? Die herrschende ökonomische Richtung war (und ist weiterhin) der Monetarismus. Man gibt vorne Geld rein und hinten kommt Inflation raus (die sogenannte Quantitätstheorie, oder Quantitätsidentität). Gibt die Zentralbank zu viel Geld ins System, steigt die Inflation. Steckt sie zu wenig Geld ins System, entsteht Deflation. So einfach ist der Monetarismus.

Monetaristen sehen in der Regulierung der Geldmenge die wichtigste Stellgröße zur Steuerung des Wirtschaftsablaufes: „Money matters“ – „Es kommt auf die Geldmenge an“. Sie knüpfen an die langfristige Betrachtung der neoklassischen Vorstellung eines grundsätzlich stabilen Wirtschaftsablaufs an. Eine zu starke Ausdehnung der Geldmenge führe demnach zu Inflation, eine zu starke Bremsung des Geldmengenwachstums zu Deflation. Kurzfristige Eingriffe des Staates zur punktuellen Steuerung der Wirtschaft werden abgelehnt. Der Monetarismus geht von einer relativ stabilen Geldnachfrage aus. Entscheidend für eine Inflation über lange Fristen, sind aber die Lohnstückkosten (Löhne minus Produktivität=Wachstumsrate) und nicht die Geldmenge. Wächst die Produktivität um 2% und steigen die Löhne um 5%, ergeben sich Lohnstückkosten von 3%.  Und das bestimmt tatsächlich die Inflationsrate über einen sehr langen Zeitraum. Um in einer Währungsunion eine gewisse Stabilität zu erreichen, darf man sich nicht über die Geldmenge, sondern über die Löhne im Verhältnis zur Produktivität des Landes orientieren. Die Löhne müssen 2% über der eigenen Produktivität liegen, nicht der griechischen, französischen etc., sondern über der eigenen. Jeder muss sich an seine Verhältnisse anpassen. Furchtbar einfach!

Der Fehler der Eurozone ist, dass sich alle an der deutschen Produktivität orientieren, weil sie sich an der deutschen Geldpolitik orientieren. Keiner hatte den Verdacht, dass beides – Produktivität und Löhne vs. Geldpolitik – voneinander getrennt werden kann und soll. Verlässt man den Monetarismus, an den mittlerweile nur 2 Notenbanken glauben (deutsche und japanische) und hält sich an die Formel Produktivität und Lohnstückkosten, kann man die 2% Inflation halten und muss nicht seine eigene Währung abwerten, resp. die Sozialsysteme plündern und den Volksfrieden in Gefahr bringen. Frankreich hat das vorgemacht, was Deutschland widerstrebte!

 

Lohnstückkostenentwicklung und Inflationsrate

Eine Euro-Währungsunion, ist eine Union von Ländern, die versuchen eine Inflationsrate von 2% festzusetzen. Das hat die EZB genauso definiert. Das wird heute bestritten! Prof. Sinn sagt heute „nie gehört, ein Inflationsziel gab es nicht“. Demnach steht das Inflationsziel nicht im Maastricht-Vertrag und die EZB hat es auch nicht auf ein wenig unter 2% festgesetzt!

 

 

 

Die Graphik zeigt eindeutig, dass sich lediglich Frankreich weiterhin als Musterschüler verhält. Dagegen konnten, durch das ständige Unterbieten der Inflationsrate durch Deutschland, die jetzigen Krisenländer diesen Wettbewerb nur verlieren! Ihre Produktivität geriet wiederum, aufgrund der subventionierten deutschen Industrie und der Lohnstagnation, immer mehr unter Druck. Deutschland verfolgte klammheimlich seine eigene Politik, denn die Chinesen bedrohten die Weltwirtschaft. Da kann man nicht 2% Inflation halten. Da muss man tiefer gehen, vielleicht auf -2%. Denn die Chinesen sind gefährlich! Absurd zu glauben, 36Mio. deutsche Arbeitnehmer und 2Mio. Selbständige würden sich gegen 700Mio. chinesische Kollegen behaupten können. Volkswirtschaftlicher Unsinn!

Wenn ein Produkt in Deutschland heute 100€ kostet und im Rest der Euro-Zone 130€, ist es verständlich, dass die Verbraucher das Preiswertere kaufen und es ist ihnen egal, woher es innerhalb der Euro-Zone kommt. Natürlich können die anderen Produzenten ihren Preis, aufgrund der höheren Lohnstückkosten, nicht halten! Entweder können sie die Löhne kürzen oder die Qualität verschlechtern. Das wurde so auch gemacht (s. Griechenland) und trotzdem hat es nicht funktioniert. Weniger Gehalt bedeutet, weniger Konsum. Weniger Konsum bedeutet, weniger Produktion, Arbeitsplatzabbau, Schließung!

Gut, die südlichen Euro-Länder haben mit allem übertrieben und über ihre Verhältnisse gelebt. Aber Frankreich? Dieser Musterschüler hat alle Kriterien eingehalten und trotzdem geriet es in massivste Schwierigkeiten. Dieses Land hat ein großes Problem. Nicht etwa, weil es etwas falsch gemacht hat, sondern weil es einen großen Nachbarn hat, der etwas falsch gemacht hat. Und die Frage nach dem, ob die Franzosen Recht haben oder nicht spielt jetzt keine Rolle mehr. Sie haben Recht, aber auch ein sehr großes Problem!

 

Lohnstückkostenentwicklung und Inflationsrate

Eine Euro-Währungsunion, ist eine Union von Ländern, die versuchen eine Inflationsrate von 2% festzusetzen. Das hat die EZB genauso definiert. Das wird heute bestritten! Prof. Sinn sagt heute „nie gehört, ein Inflationsziel gab es nicht“. Demnach steht das Inflationsziel nicht im Maastricht-Vertrag und die EZB hat es auch nicht auf ein wenig unter 2% festgesetzt!

 

Entwicklung Frankreich / Deutschland (Löhne und Produktivität)

Im Vergleich zu Deutschland sehen wir, dass die Nominallöhne in Frankreich stets über der Produktivitätsrate lagen und zwar um ziemlich genau 2% Mastrichtziel. In Deutschland blieben die Löhne praktisch stehen.

 

Produktivitätsentwicklung

Wenn es um die Produktivität geht, meint und hört man allenthalben, Deutschland wäre das produktivste Land weltweit. Jedenfalls von 1999 bis 2013 war die deutsche Produktivität nicht anders als die französische! Spanien und Griechenland waren sogar produktiver im Verhältnis zwischen Mitteleinsatz und erzeugter Waren.

 

Reales BIP Frankreich / Deutschland und realer Privatkonsum Frankreich / Deutschland

Warum waren die Franzosen so gut, warum haben sie alles richtig gemacht. Sie haben konsumiert!

 

Reale Investitionen

Dann waren die Deutschen in den Investitionen wahrscheinlich besser!? Nein, das auch nicht, sie waren schlechter, wesentlich schlechter sogar! Wir sehen, die Produktivität beider Länder ist annähernd dieselbe, die Franzosen haben mehr in Maschinen und Anlagen investiert und haben wesentlich mehr konsumiert.

 

Stundenproduktivität

Die französische Stundenproduktivität ist höher als die deutsche, weil sie sich am Ziel der 2% Inflation gehalten haben. Und deutsche Unternehmen üben massiven unsolidarischen Wettbewerbsdruck aus, nicht gegen China, den erklärten asiatischen Angstfeind, sondern gegen ihre Euro-Koalitionäre! Das entspricht nicht so ganz unseren Vorurteilen. Die Franzosen haben eine riesige Bürokratie und halten ca. 56% Staatsanteile (Deutschland ca. 40%) an jede geleistete Arbeitsstunde. Das kann doch nicht gut gehen, sagen deutsche Experten, und sie müssen Reformieren auf Teufel komm raus, obwohl die Franzosen an manchen Stellen produktiver sind!

 

Realer Stundenlohn

Reallohn und Produktivität ist einer der zentralsten aller zentralen Zusammenhänge. Und natürlich muss bei einer hohen Arbeitslosigkeit der Reallohn sinken! Das lehren zumindest die meisten Professoren hier in Deutschland. Der Reallohn muss hinter der Produktivität bleiben, damit es wieder zur Vollbeschäftigung kommt. Das setzt Deutschland weiterhin um.

 

Reallohn und Produktivität in Frankreich und Deutschland

Es ist falsch zu behaupten, dass die Arbeitslosigkeit in Frankreich deshalb gestiegen ist, weil ihre Löhne und Gehälter über der Produktivität liegen. Was ist dann in Griechenland passiert? Sie haben doch die Löhne gesenkt und zwar massiv! Und die Arbeitslosigkeit ist nicht gesunken! Sie verschärfte sich sogar. Stammtischökonomie! Es stimmt natürlich nicht, dass die Verbilligung der Produkte, zu mehr Nachfrage führt!

 

Realer Stundenlohn

Reallohn und Produktivität ist einer der zentralsten aller zentralen Zusammenhänge. Und natürlich muss bei einer hohen Arbeitslosigkeit der Reallohn sinken! Das lehren zumindest die meisten Professoren hier in Deutschland. Der Reallohn muss hinter der Produktivität bleiben, damit es wieder zur Vollbeschäftigung kommt. Das setzt Deutschland weiterhin um.

 

Entwicklung Griechenlands in die Deflation

Das ist natürlich ein grandioser neoliberaler Fehlschluss. Das ist übrigens die Entwicklung Griechenlands, nach der Kartoffelmarktökonomie. Die Griechen haben alles gesenkt was zu senken war, um die Lohnstückkosten zu drücken. Aber sie sind weiterhin um einiges von den deutschen Lohnstückkosten entfernt. Sie müssten das gleiche Programm, was die Troika verlangt, noch einmal umsetzten, noch einmal die Löhne um 30% senken, dann sind sie bei den deutschen Werten angekommen. Nur, dann gibt es in Griechenland rein gar nichts mehr. Nicht anders sieht es in den anderen Krisenländern aus. Alle Krisenländer, auch Italien, haben ihre Löhne massiv gesenkt, um diesen von Deutschland erzwungenen Anpassungsprozess zu bewältigen. Und was ist passiert? Die Arbeitslosigkeit ist dramatisch gestiegen, die Binnennachfrage hat stark abgenommen, das produzierende Gewerbe leidet unter einem Preisverfall, der mittlerweile die Erstellungskosten nicht mehr garantieren kann! Am dramatischten wurde in Griechenland gehandelt, viel mehr als in Spanien oder Portugal. Und mit welchem Ergebnis? Die Arbeitslosigkeit ist senkrecht durch die Decke gegangen!

Warum funktioniert das deutsche Austeritätsprogramm nicht? Was ist in Deutschland passiert, mit der relativen Lohnsenkung? Die Lohnsenkung hat nicht dazu geführt, dass sich der deutsche Binnenmarkt belebte. Der ist weiterhin flach, wie ein Brett! Das ist der wahrscheinlich absurdeste Irrtum der Wirtschaftswissenschaften. Aber, da gehen wir drüber hinweg, machen eine neue These. Ja, was ist denn nun passiert? Ganz einfach: Deutschland hat die anderen unterboten. Sie produzierten viel billiger und die Otto-Normalverbraucher kauften halt billige deutsche Produkte und ließen die eigenen im Regal! Der deutsche DVD-Player für 100€ ging besser weg, als der griechische für 130€! Völlig normales Verhalten. Marktwirtschaft! Die Menschen in einer Währungsunion denken nicht ökonomietheoretisch. Sie kaufen, was angeboten wird und fragen nicht mehr nach der Herkunft. Das macht Sinn, das war das Ziel der Währungsunion! Ein gemeinsamer Markt.

 

Makroökonomische Bilanz

Das Ergebnis war, dass Deutschland viel mehr exportierte als importierte.  Das sieht man in der makroökonomischen Bilanz: Deutschland erzielte einen riesigen Außenhandels Überschuss und Frankreich, wie auch die anderen Länder, ein Außenhandelsdefizit. Wenn ein Einzelner (z.B. Betrieb) seine Löhne senkt, hat er natürlich einen Wettbewerbsvorteil. So ist es auch im Währungsverbund. Nur, dass die anderen nicht mehr abwerten und somit die Differenz ausgleichen können. Die einzige Stabilität in der Währungsunion ist, dass Deutschland weiterhin gewaltige Überschüsse hat und die anderen genauso gewaltige Defizite. Der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen. Mehr Beschäftigung hier, weniger Beschäftigung in Griechenland, Spanien, Portugal! Und das einzige Ausgleichswerkzeug, die Abwertung der eigenen Währung, ist auch weg!

 

Industrieproduktion S/P/G

Deutschland verordnete sich Lohndumping um die eigenen Produkte besser und billiger zu exportieren, bei gleichzeitiger Eindämmung der Importe. Deutschland hat unter dem Schutz der Währungsunion, seine Löhne und Preise gesenkt, was, im Vergleich zu den Importen, zu gewaltigen Exportüberschüssen führte. Diese Impulse haben Deutschland ein relatives Wachstum und den Ausbau von Arbeitsplätzen beschert. Aber zu Lasten der Partner in der Währungsunion. Die eine Hosentasche wurde voller und die andere leerer. Deutschland hat seine Arbeitslosigkeit exportiert. Mit dem Ergebnis, dass es sich mitunter generös vorkommt, wenn es gut qualifizierten Fachleuten Arbeit bietet! Und die anderen Länder bluten aus!

Aber, wenn ein Land seine Arbeitslosigkeit exportiert, können es die anderen in derselben Währungsunion auch? Nein, genau das können sie nicht. Das muss doch endlich begriffen werden! Dafür wird absurderweise verlangt, dass ALLE wettbewerbsfähiger werden. Gegen wen? Das einzig Garantierte, was passieren kann, ist ein Binnenmarktdefekt! Die Nachfrage sinkt und die Deflation ist an de Portas. Wenn die Löhne in Deutschland um 20% sinken, fällt die Nachfrage, und wenn die Nachfrage fällt, fällt die Produktion und wenn die Produktion fällt, braucht man nicht mehr Arbeitnehmer als nötig. Und wenn die Arbeitslosigkeit steigt, flacht der Binnenmarkt weiter ab und am Ende kommt nicht nur die Depression durch den Tunnel.

 

 

Mc. Kinsey analysierte (Stand 2010) die Verschuldungsstruktur einiger Länder. Bis auf Griechenland, waren (und sind) alle volkswirtschaftlich relevanten Träger, wie Privathaushalte, Banken und Unternehmen, hochverschuldet. Bis auf Griechenland! Minimalverschuldung bis auf den Staatshaushalt. Die Austeritätspolitik der deutschen Regierung zerstörte das einzig gesunde, das Griechenland hatte: den sozialen Frieden!

 

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