29 Mrz 2015

Liberté, égalité…fatalité?

von Pan Pawlakudis

 

Der temporär dominante Zeitgeist, egal welcher Couleur, war immer Teil jeder Epoche und fatalismusgefährdet. Vermeintlich unabwendbare Feindschaften zwischen den Völkern, wirtschaftsökonomische Vormundschaft, wissenschaftlicher Absolutismusanspruch, elitäre Bildungshoheit und elitäres Bildungsrecht, Mehrklassenmedizin. Beginnend mit der Spätantike, reproduzieren stets dieselben Charaktere dieselbe Matrix der Macht. Den Armen und geistig sparsam bemittelten verkaufte man das Schicksalhafte als Ergebenheit in das Unabwendbare.

Wenige schlossen sich in Gilden, in Netzwerke und Körperschaften der Bildung, des Handels, der Wissenschaft zusammen und regierten, ungeachtet der Bedarfe der Völker, vorrangig zum eigenen Wohl und die Bewahrung eines für sich selbst angenehmen Status-Quo. Unsere Zeit, seit dem Ende des 2. WK, ist einmalig in der europäischen Geschichte; 65 Jahre ununterbrochenen Friedens und Wohlstandes.

Nehmen wir die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise: Die Verschuldung einiger Euroländer polarisiert und spaltet den Einheitsgedanken des vereinigten Europas. Bis auf zu vernachlässigende Ausnahmen stellt kein verantwortlicher Politiker und kein Banker und Fondmanager die richtige, aber unbequeme Frage „wie kam die Verschuldung zustande und wem nützt sie“?

Die Ausgabe von Staatsanleihen ist ein probates und sanftes Mittel, ein unterstützender Mechanismus für Wachstum und Konjunktur. Wie aber soll letzteres in Gang gesetzt werden, wenn die Zeichner der Staatsanleihen, Investment und Bedingungen einseitig miteinander verknüpfen? Deutsches, französisches und amerikanisches Geld, gegen deutsche, französische und amerikanische Waren und Dienstleistungen, zuzüglich eines Risikoaufschlages an Zinserträgen.

Zwangsläufig wird im Nehmerland weniger oder gar überhaupt nicht mehr das produziert, was vom Geberland in das Nehmerland exportiert werden konnte. Leidet die Produktivität des Nehmerlandes, fallen die Steuereinnahmen, fehlen Investitionen, lahmt die Wirtschaft. Die Rechnung ist nicht kompliziert! Am Ende muss sich das Nehmerland von Neuem überteuertes Geld leihen, um die Zinsen des Geberlandes bezahlen zu können. Das ist ökonomischer Fatalismus, der am Ende auch das Geberland mit voller Wucht trifft, wenn zu viele Nehmerländer seine Waren nicht mehr bezahlen können!

Dieselbe Fatalität, alles gottgegeben hinzunehmen, schleicht sich auch an die Bildung, die Medizin und Wissenschaft heran. Wir beklagen den schlechten und nicht am Bedarf orientierten Bildungsstand unserer Kinder und die Desintegration der Ausländer, wagen aber keinen Haircut und doktern an den Symptomen herum, um ja nicht mit den  Interessensverbänden und den Lehrerkollegien zu kollidieren. Die Hauptschulen gelten als Unterschichtenbahnhof für Kinder von Sozialhilfebeziehern und anatolischen Müllwerkern. „Weder der Sozialhilfeempfänger noch der Müllwerker legt sonderlichen Wert auf Bildung“, heißt es.

Natürlich können sich Erstere nicht vom Vorwurf emanzipieren, dass es ihnen nicht zusteht ihren Kindern das eigene Leid zu vererben! Lehrer und Schulen sind dazu da auch ihren Kindern die Welt zu Füssen zu legen. Vorausgesetzt, die Lehrer dürfen das und werden nicht missachtet, respektlos behandelt und als Teilzeiterzieher missbraucht.

Der Fatalismus liegt im Festhalten eines nicht mehr effektiven Schulsystems und im gestylten New Age der Pflichtlosigkeit, Respektlosigkeit, ohne Demut und Selbstachtung. Wir brauchen keine Unterscheidung mehr in Haupt- und Realschulen, genauso wenig die Benotung um der Versetzung willen. Diejenigen Kinder, die lernschwach aber handwerklich geschickt sind, haben rein gar nichts vom Sitzenbleiben. Sie werden eher dann auffällig und latent aggressiv, wenn sie, mehrmals zurückgestellt, einen Kopf größer sind als der Rest der Klasse und Bart tragen! Lernwillige dagegen, die auch das Zeug haben nicht profanierte und schnell verheizte Akademiker zu werden, bestehen ihr neigungsbezogenes Abitur, studieren und gehen anschließend in die Forschung und Entwicklung. Sonst wird demnächst der Fensterputzer begehrter sein als der Dipl. Ing.

Viele Themen wären geeignet auf Fatalität und Schicksalsergebenheit durchleuchtet zu werden. Energie, Finanzwesen, Handel und Kapital, Emanzipation und Politik. Es würde Enzyklopädien füllen. Wir sollten Mitleid mit uns selbst haben!

 

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